Inneneinrichtung mit Stil und Konzept

Geht es um Einrichtung von Haus und Wohnung, sind dem persönlichen Geschmack keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist, was gefällt. Und doch gibt es Tipps und Kniffe, mit denen Sie das Beste aus den individuellen Wünschen herauszaubern können.

Außen hui und innen pfui? Das war einmal. Immobilien gleich welcher Art unterliegen im besten Fall einem Gesamtkonzept. Dabei stehen die individuellen Wünsche natürlich im Vordergrund. Eigene Ideen prägen das persönliche Umfeld, in dem man lebt und arbeitet, genießt und entspannt. Eine seriöse Einrichtungsberatung orientiert sich an dieser Maßgabe und entwickelt Konzepte, welche das eigene Bild sinnvoll ergänzen und das Innen zu einem perfekten Gesamtwerk machen.

Gibt es im Bereich Innenarchitektur und Inneneinrichtung Trends wie in der Mode oder geht es eher um persönlichen Geschmack?
Zur Beantwortung der Frage sollte man zwischen den Begriffen unterscheiden: Versteht man Innarchitektur eher als die Kreation des generellen Wohnkonzepts, wobei sie auf die Bedürfnisse der Bewohner angepasst ist, unterwirft sich den grundlegenden Regeln der Architektur wie Nutzung der Räume, Ausstattung, Ausleuchtung, etc. und somit in seltenen Fällen schnelllebigen Trends.
Wobei die Innenraumgestaltung und die Inneneinrichtung sehr wohl einem ständigen Wandel und Anpassungen unterliegen können. Sie können saisonal sein und gesellschaftlichen Trends folgen, welche nach Belieben durch eine angepasste Farb-, Form- und Materialsprache geändert werden können. Schließlich ist es einfacher und kostengünstiger eine sattgesehene Wandfarbe oder ein durchgesessenes Sofa zu tauschen, als ein weiteres Badezimmer hinzuzufügen.
Bei unseren Projekten ist es unser Anliegen, auf den Kunden einzugehen und herauszufinden, was ihm wichtig ist. Hat er sich einmal für einen Stil entschieden, bleibt er meist ein Leben lang dabei. Mir ist es zumindest noch nie vorgekommen, dass ein Wandel vom mallorquinischen Landhaus- zum geradlinigen Bauhausstil gewünscht wurde. Der persönliche Geschmack ist somit richtungsweisend und lässt alles andere darauf aufbauen.
 
Welche aktuellen Wohntrends gibt es im Moment?
Es vollziehen sich Wandel bei den vorhandenen Trends und sie verschmelzen ineinander: der Industriestil mit klar abgegrenzten und harten Materialien bekommt weichere und wärmere Akzente durch den Einsatz von viel Holz und erdfarbenem Material; der skandinavische, derweilen kleinteilige aber gemütliche Stil wird reduziert, um wesentliche Einrichtungsgegenstände zu betonen; die Verwendung von Retro-Möbeln bleibt weiterhin gefragt. Jedoch wird der Stil mit anderen dominanten Materialien wie Marmor gepaart und somit reduzierter zum Einsatz gebracht. Ich persönlich bin kein Freund von festgelegten und regelbehafteten Trends. Es geht schließlich darum, dass man sich in den eigenen vier Wänden wohlfühlt und nicht um do’s und don’ts. Ein sich durch die Räume durchziehender roter Faden sollte jedoch ersichtlich sein, so dass durch wiederholende Materialität oder Formensprache die Räume einen gewissen Bezug zueinander erhalten. Man kann dann zwar keinen genauen Wohntrend betiteln, gibt dem Wohnraum aber seine eigene Note und Persönlichkeit.
 
Wie kann man mit Farben und Licht in der Innenarchitektur spielen, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen?
Farben können animieren oder einen zur Ruhe kommen lassen – ein kräftiges Rot sollte daher eher in einem Büroraum eingesetzt werden als in einem Raum, wo man schlafen möchte. Erdige und natürliche Farbtöne erleben gerade eine Hochzeit, wobei besonders ein waldiges Grün angesagt ist – gerne auch in Verbindung mit Dunkel- oder Terracottarot. Dies in Kombination mit gebrochenen Weiß- und Beigetönen ergibt eine zwanglose Harmonie.
Dunkle Farben sollten gekonnt eingesetzt werden. Eine dunkel gestaltete Wand z.B. hinter dem Sofa kann einem Geborgenheit geben; bei schlechtem Einsatz kann ein Raum aber auch schnell klein und unangenehm wirken, solange man keine Gegenakzente setzt oder mit Licht entgegensteuert.

Welche Materialien und Möbelstücke sind derzeit besonders gefragt in der Innenarchitektur und im Innendesign?
Geschätzt werden eigentlich alle natürlichen Materialien, obwohl die Tendenz eher vom Groben zum Feinen übergeht: grobes Leinen hin zu seidenen Vorhängen, von Altholzverkleidungen hin zu Zierleisten. Ebenfalls findet man häufig großformatige Statement-Tapeten – mit der unglaublichen Vielzahl an Motiven kann jeglicher Stil ergänzt werden.
Leder ist und bleibt ein bevorzugtes Material für Möbel. So findet man derzeit viel Auswahl an Ledersofas, gerne in wolkiger, „Michelin-Männchen“-Ausführungen und generell abgerundeten Formen. Ausladende Stehleuchten, mehrere Tischchen und großformatige, runde Teppiche runden das Ergebnis ab.
Weiterhin kommen matte oder gebürstete Oberflächen zum Einsatz, obwohl die Tendenz langsam wieder zu glatten und spiegelnden Ober­flächen geht. Messing- und Goldtöne werden von Silberfarbenen abgelöst, wobei Nickel und Stahl z.B. bei Armaturen besonders geschätzt werden.
 
Wie kann man kleine Räume optimal gestalten, um sie größer wirken zu lassen?
Bekannt ist, dass helle Decken, generell helle Farbtöne und farblich abgesetzte Wände nicht komplett bis zur Decke gestrichen, einen Raum größer erscheinen lassen können. Hilfreich ist ebenfalls der Einsatz von vielen kleinen Leuchtpunkten, ob direkt, indirekt, innerhalb von Möbeln z.B. Vitrinen im Vergleich zu wenigen und grossen Leuchtpunkten.
Leichte und luftige Vorhänge sollten anstelle von schweren und blickdichte Gardinen genutzt werden. Werden zudem noch filigrane und flache Möbel aufgestellt, kann eine gewisse Leichtigkeit vermittelt werden und der Raum scheint größer.
 
Welche Tipps gibt es für die Gestaltung von offenen Wohnbereichen, um eine klare Abgrenzung zwischen den einzelnen Bereichen zu schaffen?
Es geht darum, Bereiche klar zu definieren und sie zu begrenzen, ohne den Raum komplett zu durchtrennen. Dazu können raumtrennende, aber offene Regalwände oder auch vertikal gefertigte Lamellen zum Beispiel aus Holz genutzt werden. Gut platzierte Blumenarrangements, ob als aufgestellte Topfpflanze oder aufgehängte Blumenampel, können einer Unterteilung des Raumes zugutekommen.
Gekonnt eingesetzte Beleuchtung hebt Bereiche hervor und dunklere Zonen rücken in den Hintergrund. Somit kann auch das Spiel von Licht und Schatten zur Definition von Wohnbereichen beitragen.
 
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Innenarchitektur und im Innendesign?
Eine grosse Rolle! Ein Umdenken hat stattgefunden. Alles was natürlich und ressourcenschonend abgebaut wurde, liegt voll im Trend. Upcycling von Gegenständen oder ein Besuch beim Flohmarkt, um dem It-Peace eine zweite Chance zu geben, werden immer häufiger genutzt. Es wird auf das Herkunftsland geschaut und möglichst lange Transportwege vermieden. Natürlich dürfen wir uns nicht der Illusion berauben, dass wir auf einer Insel leben und wir daher nicht auf Transporte verzichten können, wenn man nicht gerade auf den herkömmlichen Marés der Insel zurückgreift oder die vor Ort gefertigten Tonprodukte oder hydraulische Fliesen nutzt. In der Architektur geht es nicht ohne den Verbrauch von natürlichen Ressourcen, jedoch sollte es unser aller Ziel sein, sich der Verantwortung zur Natur bewusst zu sein und respektvoll Ma­terial einzusetzen.
 
Welche Tricks gibt es und welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden?
Für eine gute Raum-Atmosphäre spielt die Beleuchtung eine große Rolle. Eine kühle Lichtfarbe kann einen noch so schön eingerichteten Raum unbehaglich erscheinen lassen. Daher ist es wichtig, sich seiner bevorzugten Lichtfarbe (gemessen in Kelvin) bewusst zu werden und konsequent einzusetzen. Genauso wichtig ist Lichtintensität (gemessen in Lux). Die benötigten 500lux am Arbeitsplatz wären viel zu stark bei einem chilligen Abend auf dem Sofa. No-Go‘s: Verwendung von zu kleinen Teppichen (sie sollten immer größer als die Möbelgruppe sein), zu hoch hängende Pendelleuchten (man sollte nicht direkt in das Leuchtmittel schauen können) oder Möbel mit identischem Look aufstellen (der Unterschied bringt die Harmonie). Und bitte niemals die grellen Grundfarben der Abtönfarben aus dem Heimwerkermarkt auftragen, ohne sie minimal mit einer anderen Farbe zu mischen.

Interview mit Verena Rossenbach - Dipl. Ing. Architektur & CEO & Founder Matrol Bauprojektmanagement
Puerto de Andratx & Llucmajor - Tel. +34 971 10 40 25 - https://matrol.es

FOTOS - Marco Richter

INDOOR & OUTDOOR
Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken von coolen Trends  
für Ihr Mallorca-Zuhause

 

 

 

 

Naturmaterialien, wie Travertinfliesen verlegt im römischen Verband,
Vollholztisch und Leinen-bezogene Stühle, gepaart mit modernen
 Elementen, wie die Leuchte von The Ring, ergeben einen abgerundeten Look.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Durch eine besondere  Farbwahl, Formen- und Materialsprache ergibt sich ein Retro-Stil. Hier: Sputnikleuchte,
eigens für dieses Objekt designte hydraulische Fliesen und
Original-Sesseln der Firma Tatra Pravenec.

 

 

 

 

Besonderer Glamour durch Echt-Gold-Applikationen
auf einer gebogenen Wand.