Euribor auf Rekordwert

2022-10-01
Euribor auf Rekordwert
Euribor auf Rekordwert

Der Zinssatz, zu dem europäische Banken untereinander Geld verleihen, ist erneut auf Rekordhoch.
Der Wert gilt als wichtiger Gradmesser für Sparkonten und Hypotheken.

Die Euro Interbank Offered Rate, kurz Euribor, ist die Bezeichnung für die durchschnittlichen Zinssätze, zu den die meisten Banken in Europa untereinander Anleihen in Geld verleihen. Der Plural weist bereits darauf hin: Es gibt mehrere Euribor-Werte, abhängig von der jeweiligen Laufzeit. Diese liegt zwischen einer Woche und zwölf Monaten.

Basistarif für Zinsprodukte
Der Euribor ist ein Basistarif, eine Art Richtschnur, für zahlreiche Zinsprodukte des Marktes. Zu diesen zählen, nicht zuletzt, Hypotheken und Sparkonten. Aus diesem Grund ist der Euribor samt seiner Entwicklung sowohl für Finanzexperten als auch Privat­personen interessant und wichtig.

Reaktion der EZB
Die aktuellen Euribor-Werte beziehen sich auf dessen Entwicklung innerhalb der letzten fünf Tage. Das bezogen auf den Vergleich zu einer Woche, einem Monat, drei Monaten, sechs Monaten und zwölf Monaten. Im Monat September kletterte der Euribor durchschnittlich auf knapp 2,1 Prozent und lag damit deutlich über dem Augustwert von 1,25 Prozent. Sein Tagessatz erreichte sogar mehr als 2,4 Prozent und war damit so hoch wie seit Januar 2009 nicht mehr.

Inzwischen hat die Europäische Zentralbank reagiert und den Zinssatz im Euro-Raum für Refinanzierungsgeschäfte auf 1,25 Prozent festgelegt. Damit erreicht der Einlagensatz 0,75 Prozent und der Ausleihesatz 1,50 Prozent. Was vornehmlich eine Maßnahme gegen die Rekordinflation war, hat mittelfristig auch Auswirkungen auf den Euribor.

Indikator für Marktentwicklungen
Doch dieser hat ein Eigenleben und reagiert selbst sehr genau auf die Entwicklungen am Markt. Mit dem verzeichneten Anstieg versucht der Wert, bevorstehende geldpolitische Bewegungen zu antizipieren. Relevant sei, dass die Zinssätze über das erwartete Maß hinaus steigen werden, sagen Finanz­experten. Das Problem: Man weiß nicht wie weit, und man weiß auch nicht, wann sie wieder sinken werden. Das schafft Verun­sicherung.

Weiterer Anstieg erwartet
Die Asufin prognostiziert beispielsweise, dass der Euribor Ende des Jahres bei 2,2 Prozent liegen wird und glaubt, dass er im nächsten Jahr sogar drei Prozent erreichen könnte.

Andere Analysten gehen davon aus, dass der Wert gegen Ende dieses Jahres bei 2,5 Prozent liegen wird. Dabei schließen sie ebenfalls nicht aus, dass die drei Prozent-Marke überschritten wird.

Das sei abhängig von der Entwicklung der europäischen Wirtschaft und ob die EZB die Zinssätze 2022 ein weiteres Mal oder sogar zweimal auf den Sitzungen im Oktober und Dezember anheben wird.

Schwankungen üblich
Die Entwicklung des Euribor über zwölf Monate zeigte in der Vergangenheit schon immer Schwankungen. So lag der 12-Monats-Wert im Mai 2008 schon einmal bei 5,4 Prozent, fiel dann innerhalb von einem Jahr auf rund 1,2 Prozent. Den Tiefststand hatte der Euribor zwischen September 2021 und Mai 2022 mit einem Minus von etwa 0,4 Prozent.

 



Weitere Artikel