Neuer Raumordnungsplan Mallorca - Der Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben?

2022-01-31
Neuer Raumordnungsplan Mallorca - Der Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben?
Neuer Raumordnungsplan Mallorca - Der Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben?

Neuer Raumordnungsplan Mallorca - Der Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben?

Das Balearen-Parlament hat einen neuen Raumordnungsplan verabschiedet, der die Bebauung von außerörtlichem Grund und Boden weiter einschränkt. 

In kaum einer anderen Region von Spanien ist die Nachfrage nach Bauland in den vergangenen zwei Jahren trotz Corona-Krise so stark gewachsen wie auf den Balearen, und dort vor allem auf Mallorca.

Ursache dafür ist neben dem natürlich steigenden Bedarf an Wohnraum unter der einheimischen Bevölkerung vor allem das lodernde Interesse ausländischer Investoren, die gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten verstärkt auf der Suche nach einer sicheren Vermögensanlage sind. Und dazu zählen bekannterweise auch Immobilien auf Mallorca. Insbesondere in Form luxuriöser  Neubauten wie alleinstehende Einfamilienhäuser oder Villen außerhalb von Städten und Ortschaften.
Der in Kürze auf den Balearen in Kraft tretende Raumordnungsplan soll daher die bestehenden Einschränkungen hinsichtlich der Genehmigung von privaten Neubauprojekten in außerörtlichen Gegenden verschärfen. Der bisherige Plan sah ein Besiedlungswachstum pro Jahr von 5,4 Prozent vor. Mit der Neuauflage wird dieses auf 3,2 Prozent limitiert.

Schluss mit "Monopoly"
Zu den vielleicht bedeutendsten Änderungen des neuen "Plan Territorial" auf den Balearen zählt die Eliminierung der sogenannten "Aereas de transición". Dabei handelt es sich um eine Art Warteliste für Landbesitz auf den Inseln, die in absehbarer Zeit als Baugrund ausgewiesen werden könnten.
Dieser Index hatte in der Vergangenheit nicht selten dazu geführt, dass die als "Areas de transición" im Raumordnungsplan aufgelisteten Grundstücke von Spekulanten zu Spottpreisen aufgekauft wurden – in der Hoffnung bzw. Gewissheit, dass diese sich in naher Zukunft in profitablen Baugrund konvertieren würden.

In Zukunft soll die Entscheidung darüber, wann und wo Neubaugebiete als solche möglicherweise ausgewiesen werden könnten, beispielsweise in Form von außerörtlichen Wohnsiedlungen (Urbanizaciones), ohne eine solche vorherige öffentliche Bekanntmachung von den jeweiligen Gemeinden sowie in Absprache mit dem regionalen Baudezernat von Mallorcas Inselrat gefällt werden.
Damit wolle man der immer noch verbreiteten Immobilienspekulation einen weiteren Riegel vorschieben, ließ ein Sprecher des Inselrats bei der Vorstellung des neuen Raumordnungsplans Ende vergangenen Jahres verlauten.

Neubau freistehender Villen wird limitiert
Auch für den Neubau von freistehenden Villen bzw. Einfamilienhäusern mit einer Wohnfläche von mehr als 150 Quadratmetern in ländlichen Gebieten bringt der vorgelegte Raumordnungsplan weitere Beschränkungen mit sich. Diese Art von Immobilien dürfen in Zukunft nur noch in Gegenden entstehen, deren "Wohndichte" bei mindestens 40 Einwohnern pro Hektar liegt. Im Falle von weniger besiedelten Gegenden dürfen – wenn überhaupt – nur noch Wohnsiedlungen mit Reihenhäusern für eine größere Zahl von Menschen gebaut werden.

Besiedlungswachstum nach Gemeinden unterschiedlich
Der neue Raumordnungsplan sieht eine Vergrößerung von Neubauland (suelo urbanizable) auf Mallorca in den kommenden zwei Jahren von maximal 700 Hektar vor. Allerdings nicht überall auf der Insel. Die Ausweisung von Neubaugebieten konzentriert sich hauptsächlich auf die Gemeinden Palma sowie Llucmajor, der flächengrößten Kommune auf Mallorca. In anderen Gemeinden wie Pollensa, Sóller, Manacor oder Sóller begrenzt der neue Raumordnungsplan die Erweiterung von Neubaugebieten.

Unklarheit bei Erweiterung von Gewerbegebieten
Kaum oder nur wenig Klarheit schafft der Plan dagegen hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung und Erweiterung zum Bau von neuen Industriegebieten oder öffentlichen Großraumanlagen wie beispielsweise Solarparks zur Erzeugung von nachhaltigem Strom.  Diese Planung will die Landesregierung in den kommenden Monaten nachreichen.

Verwirrung über Bevölkerungswachstum
Regionale Umweltschutzverbände wie beispielsweise GOB monierten bei der Vorstellung des neuen Raumordnungsplans die scheinbar "realitätsfremde" Vorgabe für die von der Landesregierung veranschlagte Wachstumsprognose von Einwohnern und Urlaubern auf den Balearen. Nach den neuesten Plänen soll diese Zahl im Hinblick auf die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs wie Wasser, Strom und Abfallentsorgung von derzeit vier Millionen auf maximal 1,6 Millionen begrenzt werden. "Allein auf Mallorca lag die Zahl von einheimischen und ausländischen Verbrauchern, die sich gleichzeitig auf der Insel in Spitzenzeiten während der sommerlichen Hauptsaison aufhielten bei über zwei Millionen. Um die Vorgaben der Landesregierung für die kommenden zwei Jahren zu erreichen, müsste man die Zahl von Urlaubsunterkünften auf der Insel um mehr als die Hälfte verringern", erklärte ein GOB-Sprecher. Alles andere sei Augenwischerei.

Dennoch. Sowohl ausländische Reiseunternehmen als auch Vertreter der einheimischen Urlaubsbranche begrüßten die jüngsten Pläne des Govern Balear zur Limitierung von Neubauprojekten auf den Inseln.
Neben dem Raumordnungsplan präsentierte Landesministerpräsidentin Francina Armengol (sozialisische PSOE-Partei) Mitte Januar zudem ein neues Tourismusgesetz, dass ebenfalls auf mehr Nachhaltigkeit in der regionalen Urlaubsbranche zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs setzt.
Gefordert sind bei der Umsetzung der neuen Vorgaben vor allem die Hotelunternehmen auf den Inseln. Die dürfen im Gegenzug ihr Kontingent an Bettenplätzen um ingesamt 300.000 Einheiten erhöhen. Der mallorquinische Hoteliersunternehmerverband FEHM begrüßte das vorgestellte Gesetz, forderte aber ausreichend Zeit, um die geforderten Änderungen und Vorgaben umsetzen zu können.

 



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